Modellbahn

Erfahrungsberichte, Ideen, Bauberichte, Entstehungsgeschichten rund um meine Modellbahn.

Ein #Modul steht auf Beinen. Soweit ist das klar. Pro Bein 2 Löcher in den Modulrahmen und dann 4 Holzlatten, unten rein eine Einschlagmutter und eine Schraube, damit man gewisse Bodenunebenheiten ausgleichen kann... und fertig.

Ja. So einfach kann es gehen. Wenn ich genau eine Präsentationshöhe habe, oder meine #Module bloß daheim aufstelle.

Verschiedene Präsentationshöhen

Im Verein ist die Moduloberkante auf 1000mm über Boden, die Schienenoberkannte dann noch den Oberbau und die Schienenstärke darüber. Also nochmal 5-6mm dazu.

Bei Fremo-Treffen hat man ~1300mm Präsentationshöhe.

Und daheim plane ich eine 2-stöckige Anlage, wo die untere Ebene ungefähr so auf 850mm über dem Boden als #Präsentationshöhe zu liegen kommt.

Für jede Präsentationshöhe einen eigenen Satz #Modulbeine? Geht natürlich auch. Das geht dann aber durchaus schon auch ins Geld, wenn man ordentliche, astfreie Leisten aus Holz verwenden möchte, und man benötigt Platz für die Lagerung. Und dann packt man für das Treffen die falschen Beine ein... keine gute Idee.

Die Lösung – Höhenverstellbare Beine

Ich bin bei meinen Modulen immer auf der Suche nach Lösungen, die mit möglichst geringem Einsatz von Spezial-Maschinen zur Herstellung machbar sind. Für diese Modulbein-Konstruktion benötige ich eine Kapp- und Gehrungssäge, die präzise Schnitte und auch stufenlos den Schnittwinkel einstellen zulässt, die ich um ~150€ gebraucht auf willhaben.at erstanden habe, einen Bohrständer um eine Handvoll Euros und eine dazupassende Bohrmaschine ebenfalls um einen geringen Preis. Dazu die passenden Bohrer und ein paar Schraubzwingen und Einhandklemmen zum Verleimen. Momentan sind die Beine bloß geleimt, aber ich denke, es könnte gut sein, die Verbindungen zusätzlich noch zu verschrauben. Dann ist ein Akkuschrauber auch noch von Nöten. Ich habe momentan nicht einmal eine Werkbank, handle mich also mit zwei billigen Tapezierer-Böcken vom Baumarkt um ein paar Euros und einer kleinen Holzplatte, die ich draufgelegt habe. Nicht ideal... aber die Beine lassen sich damit schon gut bauen. Schließlich hat man ja auch einen Boden.

Die Präsentationshöhen gehen gerade noch mit 2-teiligen Beinen. Das ergibt sich aus der Geometrie. Und es bleibt noch eine Toleranz von wenigen Zentimetern nach oben.

Wichtig war mir auch eine einfache, aber stabile Befestigung der Beine im Modul, sodass die Beine nicht herausfallen, wenn das Modul angehoben wird. Deshalb hab ich konische Einschübe mit 5° Winkel gewählt. Modulbeine

ZuschnittIch hoffe, sie bewähren sich im rauhen Modultreffen-Alltag. Ich bereite die Aufnahmevorrichtung im Modul aber sicherheitshalber schon so vor, dass ich im Fall des Falles ganz einfach eine Einschlagmutter und Befestigungsschrauben nur mehr einsetzen kann, wenn es sich tatsächlich herausstellt, dass die Beine zu wenig stabil im Modul sitzen.

Außerdem war mir “Einhandbedienung” ein Kriterium zur Konstruktion. Das bedeutet, der bewegliche “untere” Teil der Beine soll die Befestigungsschraube haben. Höhenfixierung Das Modulbein wird in das Modul von unten eingesteckt. Um das Modul dann auf die richtige Höhe einzustellen, wird das Modul gehalten, und damit auch der obere Beinteil. Mit der Stellschraube kann ich dann das Bein nach unten drücken und gleichzeitig festschrauben.

Die Feststellschrauben sind M8 6-kantschrauben. Damit der Anpressdruck hoch genug wird, benötige ich aber einen entsprechenden Durchmesser. Flügelschrauben kamen für mich nicht in Frage, da ich die nicht mag. Ich finde es nicht komfortabel, diese zu schrauben. Vielleicht bin ich einfach zu patschert dazu. Also werd ich die 6-kant-Schraubenköpfe in alte Mineralwasserflaschen-Verschlüsse (Die von Vöslauer haben einen größeren Durchmesser!!) mit Kunsharz eingießen.

Verschlusskappe

Ich denke, das wird genügen Drehmoment erzeugen, damit die Modulbeine ausreichend fixiert werden.

Damit sich die M8-Schraube nicht in das relativ weiche Fichtenholz eingräbt und das Modulbein so hässlich, ausgefranst und kaput macht, lege ich zwischen Schraube und der zweiten Hälfte des Modulbeines ein Plättchen aus hartem Buchenholz. Dazu ist eine kleine Aufnahmevorrichtung notwendig, die aus zwei kurzen, etwas dickeren Holzleistchen besteht und einfach aufgeleimt wird. Das Plättchen ist austauschbar, sollte es einmal verloren gehen, oder kaputt werden. Am Bild sieht man nicht das originale, sondern nur ein etwas längeres Stück, welches beim Zusammenbau als Lehre dient, damit die Leistchen auch weit genug auseinander geleimt werden.

Schutzvorrichtung

Die obere Führungseinheit bekommt etwas mehr “Spiel”. Ca 2,5mm in alle Richtungen. Dies soll eventuellen Verdrehungen, Verbiegungen und Ausdehnungen durch Wärme und Feuchtigkeitsunterschiede vorbeugen, welche die Leichtgängigkeit behindern könnte. Man sieht eines von zwei dazwischengeleimten Abstandshalterplättchen schon aufgeleimt, die den Durchgang für den zweiten Beinteil vergrößern.

Abstandshalter

Und nun im während des Verleimens Obere Führungseinheit

Die Untere Führungseinheit ist genauso aufgebaut, nur dass sie 10cm hoch ist, ohne Schraubvorrichtung und ziemlich passgenau (die Öffnung wird nur maximal 1mm größer sein als die Leiste für das Modulbein). Damit die Stabilität und Standfestigkeit verbessert wird, werden die Modulbeine an der unteren Führungsvorrichtung mit einem 10cm breiten Sperrholzbrett verbunden.

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Märklinfahrer habens gut. Sie müssen sich mit dem 3-Leiter-System keine Sorgen um Kehrschleifen oder Weichenherzpolarisation machen. Alle anderen schon.

Besonders bei 2-Leiter Gleisen im Digitalbetrieb steht die ganze Anlage, wenn eine Weiche von der “falschen” Seite aufgefahren wird. Im Heimbetrieb, auf einer kleinen Anlage, wo eine Handvoll Züge unterwegs sind, ist das jetzt nicht das große Problem. Man kann den Übeltäter in der Regel auch schnell ausfindig machen, und die Weiche entsprechend stellen.

Geht man aber zu großen Modulanlagen, die ganze Turnhallen füllen, so ist ein Kurzschluss schon ein Drama. Besonders wenn auch noch Ausstellungsbetrieb mit Besuchern herrscht. Da steht dann die gesamte Anlage, nur weil die Fahrstraße nicht korrekt gestellt und gesichert war. Manche Digitalsysteme (wie z.B. die Fichtelbahn-Booster mit opendcc) sind zumindest so konfigurierbar, dass nur der eine Booster abschaltet, in dessen Versorgungsbereich der Kurzschluss stattfand, ob andere das auch so können, entzieht sich mir mangels Erfahrung. Es ist und bleibt dennoch lästig.

So dachten wohl auch die Entwickler bei Tam Valley Depot, welche einen “Frog-Juicer” entwickelten, der im Millisekundenbereich das Herzstück abtastet und auch so schnell umschaltet. Ganz ohne Mechanik. Rein elektronisch. Und bei uns im Verein werden diese Frog-Juicer auch erfolgreich eingesetzt. Allerdings mit Lenz- bzw. Uhlenbrock-Digitalsystemen. Also habe ich mir für den Betrieb meiner Module als Heimanlage auch solche Frog-Juicer zugelegt und freute mich lange darauf, endlich eine erste Probefahrt über meinen ersten Bahnhof Agonitz...

Die Enttäuschung

Viel zu schön hab ich mir das erste Fahrerlebnis vorgestellt. Das Umschalten der Polarisation erfolgte nicht so, wie beschrieben – und wie ich es auch vom Verein kannte.

Aber seht selbst:

Die Lok bleibt stehen, der Booster melden “SHORT_CUT”. Nach einem kurzen Timeout schaltet der Booster wieder ein, und die Lok fährt – weil ja die Polarisation nun stimmt – weiter.

Ein Polarisationswechsel innerhalb von ungefährt 5 Sekunden ist kein Problem. Da wechselt die Polarisation so schnell, dass der Booster in der Tat nicht reagiert. Aber nach den ~5 Sekunden Wartezeit gibt es einen Kurzschluss. So als ob ein Kondensator für die Erkennung der Polarität zu lange benötigt um sich zu entladen, und da dedektiert der Booster schon den Kurzschluss.

Ich hab im Opendcc-Forum deswegen angefragt und gelernt, dass man Kurzschlüsse – und wenn sie noch so kurz von Dauer sind – immer Vermeiden muss. Der Booster entlädt sich bei einem Kurzschluss mit ~70W – eine Leistung die man schon zum Löten verwenden kann. Damit sind Brandspuren auf Schienen und Rädern unvermeidlich.

Ich habe dann mit einer sehr feinen und spitzen Pinzette getestet und gesehen, dass der Umschaltvorgang nach Ablauf der 5 Sekunden durchaus die Millisekunden-Länge übersteigt und schon bis zu einer halben Sekunde dauern kann, wo die Spitzen brutzeln und blitzen.

Rückmeldeproblem

Leider kann ich mangels Rückmeldebaustein – ich benötige zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Rückmeldung – das in die Diskussion eingeworfene Problem teste. Durch die Bauweise, dass die Frog-Juicer ihre Energie zur Überwachung aus dem Gleis beziehen, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Rückmeldeabschnitte mit Weichen dauerhaft als belegt gemeldet werden, da eben auch dauerhaft Last dranhängt.

Lösung

Vielleicht wäre es eine mögliche Lösung, die Abschaltzeit des Boosters im Kurzschlussfalle etwas zu erhöhen. Wirklich elegant ist das aber nicht, da trotzdem ein hoher Kurzschlussstrom fließen würde, der entsprechend Leistung an der Rad-Schiene-Kontaktfläche verbrät. Sollte das aber dennoch funktionieren (ich habe es noch nicht getestet), bleibt immer noch das Rückmeldeproblem ungelöst.

Insoferne hab ich mich dazu entschlossen, die Frog-Juicer wieder zurückzugeben. Der Händler Austromodell hat die Bauteile auch anstandslos zurückgenommen – und sofort die Website um den Hinweis ergänzt, dass diese mit GBMBoostern von Fichtelbahn nicht kompatibel sind. Im Übrigen möchte ich diesen Händler besonders erwähnen. Der Kontakt war äußerst freundlich, die Lieferungen rasch, auch die Reklamationen anstandslos. Ich bin sehr positiv überrascht und erfreut.

Ich habe die ursprünglich geplanten Microschalter zur Herzstückpolarisation dann doch eingebaut, und muss jetzt darauf achten, dass die Fahrstraßen auch korrekt gestellt sind, bevor ich eine Weiche befahre. Aber das muss man bei der Eisenbahn ja sowieso.

Nachtrag

Ebenso kann ich fichtelbahn sehr empfehlen. Der Kontakt zum Hersteller/Händler läuft einerseits über den Webshop und Email, andererseits kann man mit den Entwicklern direkt im opendcc-Forum in Kontakt treten und Probleme und Wünsche besprechen. In bestimmten Fällen gibt es sogar Sonderanfertigungen.

Auch wenn die Erfahrung mit den Frog-Juicern jetzt in meinem speziellen Fall nicht die besten waren, habe ich wieder einiges gelernt und zwei ausgezeichnete Online-Händler für Modellbahn kennen und schätzen gelernt.

Diksussion

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Ob es normal wäre, fragt einer auf in einem Modellbahn-Forum, dass man seine Anlage, obwohl noch nicht mal annähernd fertig, schon wieder zur Gänze umbauen möchte.

Instagram-Effekt

Das kommt ganz darauf an, würde ich meinen. Und, es gibt auch bei der Modellbahn einen “Instagram-Effekt”. So wie viele junge Menschen dazu neigen, sich Essstörungen, Unzufriedenheit mit ihrem Körper und darausfolgend Schönheits-Operationen schon in jungen Jahren anzutun, weil sie den permanenten Vergleich mit Schönheiten von Instagram und Facebook vor Augen haben, die sich mit geschönten Fotos an geschönten Orten und permanent in Urlaubsstimmung mit ihren geschönten Körpern präsentieren, so leiden auch wir Modellbahner an einem ähnlichen Effekt.

Das Internet macht es möglich, dass wir jeden Tag tausende von perfekten Fotos von perfekten Anlagen mit perfekt gealterten Modellen und Gebäuden in 1:87 nachgebaut (oder gar in 1:45) mit Grashalmen aus den kleinsten Ritzen perfekt wachsend ansehen können. Und dann geht man zur eigenen Anlage in den Keller oder den beengten Dachboden mit der Nut- und Federholz-Wand aus den 1980ern, die noch Papa dort der damaligen Mode folgend hingenagelt hat und sieht die eigenen erbärmlichen Werke und wird unglücklich.

Das nenne ich den Instagram-Effekt bei der Modellbahn. Die Begehrlichkeiten und Wünsche an die eigene Anlage wachsen und mit ihr die Unzufriedenheit über die eigenen Unzulänglichkeiten.

Man sagt allerdings auch nicht umsonst:

Das Erste Haus baue für deinen Feind. Das zweite Haus baue für einen Freund. Das dritte Haus erst baue für dich selbst.

Es spricht ja prinzipiell überhaupt nichts dagegen, seine Werke mit jenen anderer zu vergleichen. Das scheint ja auch das natürlichste der Welt zu sein. Erst der Vergleich stachelt uns zu neuen Höchstleistungen an, bringt Innovation und neue Fähigkeiten. Das Vergleichen und besser machen steckt in uns Menschen einfach drin. Das abzulehnen kommt dem gleich, sich selbst und das Wesen des Menschen abzulehnen.

Problematisch wird es aber, wenn dieses Vergleichen krankhafte Entwicklungen auslöst. Nämlich eine Ablehnung dessen, wie man selbst ist und was man selber kann, anstatt den Drang seine Fähigkeiten in realistischem Umfang zu verbessern.

Checke deine Ressourcen

Ich habe selber vor 30 Jahren meine ersten Gehversuche mit Modellbahnen gewagt. Damals war es noch Usus, Gras mit grün gefärbten Sägespänen darzustellen. Die ersten Grasfasern kamen auf, aber die mit einer PET-Flasche mit Loch im Decke auf Farbe aufgesprüht waren genauso “hübsch” wie die gefärbten Sägespäne... Und dann sah ich bei Kollegen im Verein, in dem ich damals war, wie hübsch Gras ist, das mit einem professionellen Elektrostaten aufgebracht wird. Unleistbar so ein Teil für mich als Schüler... ich war unglücklich.

Mit meinem damals besten Freund disktuierten wir an seiner Märklinanlage, wie genial doch Digitaltechnik sein könnte... unleistbar für uns als Schüler... ich war unglücklich. Baute zwar noch selbst eine Impulsbreitensteuerung nach Anleitung aus einem gelben Buch (Titel hab ich vergessen) und verbesserte diese sogar noch nach meinen eigenen Ansprüchen... und war etwas glücklicher. Aber im Endeffekt führte dieses Vergleichen und feststellen “kann ich mir nie leisten” zu einem vollkommenen Abbruch des doch so schönen Hobbys. Nach vielen Jahren Pause, in denen wirklich viel passierte, begann ich vor 2 Jahren wieder. Digitaltechnik ist nicht wirklich billiger geworden, die Elektrostaten auch nicht...

Aber ich hab in der Zwischenzeit Geduld erlernt. Ich musste von Null weg starten und pfuschte diesmal nix mal schnell so hin. Sondern sparte auf gutes Werkzeug (Betonung auf “gut”) und habe so einen sehr langsamen Fortschritt beim Modellbau... dafür bin ich aber deutlich zufriedener. Mit einer Weller-Lötpistole kann man zwar schon Elektronik auch löten... so wie man mit einer Kombizange auch 6-kant-Muttern auf/zuschrauben kann... aber mit einer ordentlichen Lötstation macht es deutlich mehr Freude.

Nur der Vergleich macht sicher

Ich hab mir auch im Internet diese vielen tollen Bilder und Videos angesehen, und es macht glücklich zu sehen, wozu Menschen imstande sind. Und ich hab mir nicht nur die Ergebnisse angesehen (Achtung Instagram-Effekt!) sondern auch entdeckt, dass es wahre Meister gibt, die auch noch gerne herzeigen, WIE sie ihre Meisterwerke bauen. Luke Towan (suche auf Youtube) sei hier genannt, und die Wolfgang von der Gleiswüste im Stummiforum. Ich sah, wie andere mit noch groberen Fingern wie ich die feinsten und filigransten Bahnsteigdächer uns Szenerien zusammenbringen... Das war so eine große Motivation, es selbst auch zu probieren. Bäume einmal selber zu drehen wie die Meister der Foren (Johnnytulln auch aus dem Stummiforum ist hier zu erwähnen) macht erst sicher: Wo bin ich, und wo kann ich noch hin.

Und dann nutze ich noch die Gelegenheiten die sich so ergeben (mit Corona derzeit sind sie leider sehr eingeschränkt), diese schönen Meisterwerke perfekt ins Bild gesetzt auch live anzusehen.

Das schöne dabei ist, dass man sieht, dass auch die Meister nicht vom Himmel fielen und oft die Bilder schöner als die Wirklichkeit sind. Jeder Schöpfer kennt seine Werke in- und auswendig und weiß wo er wie fotografieren muss, damit die imperfekten Stellen kaschiert sind und seine Lady von der besten Seite rüberkommt. Das eigene Gehirn tut dann noch sein übriges. Die riesengroße Anlage ist dann in Wirklichkeit doch nicht größer als man auf den Fotos sieht. Das Gras ist keine geschlossene total realistische Wildgrasfläche sondern eine Ansammlung aus Büscheln. Die Bäume stellen sich bei genauerer Beobachtung als etwas heraus, das man selber sogar noch besser hinkriegt, obwohl der Wald am Foto und Video “perfekt” wirken. Das Haus hat nur die eine Kante, die am Foto ist, einen perfekten Übergang zum Untergrund, alle anderen lassen erkennen, dass die dort bloß “hingestellt” ist...

Erfreue dich an den Meisterwerken, aber lenke den Fokus auch auf die weniger perfekten Anteile. Das lässt dich viel zufriedener werden, wenn du erkennst, auch der kocht nur mit Wasser und Klebstoff.

Das Nachfragen, das studieren der Bauanleitungen in Bild und Video kann deine Begeisterung die eigene Anlage noch besser zu machen anfachen. Wenn du siehst, der andere hat eine ordentliche Kreissäge, du nur eine billige Stichsäge... dann suche nach der Gelegenheit, eine ordentliche Kreissäge benutzen zu können. Sonst wirst du keine geraden Schnitte hinkriegen. Messingprofile am Tisch mit einem groben Lötkolben zu löten und zu erwarten, ein filigranes Meisterwerk an Brückengeländer zu bekommen, muss auch scheitern. Wolfgang von der Gleiswüste hat die Lötplatte, Löthaken und Gaslötkolben in Verwendung. Das kann man kaufen. Bei Fohrmann übrigens. Und es ist gar nicht teuer. Ich habs mir auf seine Anregung hin zugelegt und heute macht mir Löten echt Spaß. die Ergebnisse sprechen für sich. Klar muss ich das auch noch lernen. Meinen Lötzinnverbrauch kann ich noch reduzieren... Aber hey... verglichen mit dem, was ich selbst vor 25 Jahren zusammengepfuscht habe bin ich heute schon mein eigener Meister. Verglichen mit Wolfgang... bin ich nach wie vor ein Stümper. Also richte ich meinen Fokus auf mich früher, wenn ich zufrieden sein möchte. Und ich richte meinen Fokus auf die wahren Meister, wenn ich wissen möchte, wohin meine Reise gehen soll.

Irgenwann ist alles einmal fertig

Ich baue übrigens jetzt an meiner dritten Anlage. Und die wird diesmal auch fertig... sofern man bei Modulen überhaupt von “fertig” sprechen kann. Ja, ich hab auch diesemal Module gewählt, weil ich gerne auch mal im größeren Arrangement fahren möchte. Meine Züglein sollen auch mal die “große Welt” kennenlernen dürfen und nach Fahrplan durch 20 Bahnhöfe tuckern. Und ich möchte auf meinen kleinen Bahnhöfen auch mal Sonderzüge und Fahrzeuge rollen sehen, die ich nie selbst besitzen werde.

Und Module für sich genommen werden sehr wohl auch in absehbarer Zeit fertig. Wenngleich die Anlage selbst wachsen und sich verändern kann und wird. Das ist das Schöne am Modul-Modellbau.

Ausblick

Für mich habe ich gelernt, dass es wesentlich fürs Wohlbefinden ist, sich nur mit sich selbst in der Vergangenheit zu “messen”. Daran kann ich erkennen, ob ich mich weiterentwickle oder stehenbleibe. Ich hole mir von anderen heute “nur” mehr Ideen, Fertigkeiten, Anregungen, Werkzeuge damit ich wachsen und mich weiterentwickeln kann. Betrachte ich mein Werk, betrachte ich auch immer die Zeit in der es entstanden ist mit dazu. “Damals” (und sei es vor einem Jahr gewesen), konnte ich dieses und jenes, und das andere nicht. Ich hatte das Werkzeug noch nicht oder konnte/kannte diese Technik noch nicht. Und dann sag ich mir innerlich laut vor, “DAFÜR ist es dir wirklich gut gelungen” oder “damals war ich zufrieden es überhaupt so geschafft zu haben”.

Ich muss auch jedesmal eine Entscheidung neu treffen. Und zwar ziemlich schwierige:

  • ich bin zufrieden mit dem was ich geschaffen habe
  • ich bin nicht mehr zufrieden, weil ich es heute besser kann oder besser lernen möchte Und dann bleibt, was ich habe, oder ich erneuere eben.

Das Bessere ist der Feind des Guten!

Auch dieser Satz behält vollumfänglich seine Gültigkeit. Warum nicht Teile der Anlage abreißen und neu bauen, wenn es nicht mehr gefällt? Alles hat seine Zeit. So auch Modellbahnanlagen. Und wenn die Zeit um ist, darf es gehen und durch etwas anderes ersetzt werden.

Zum Glück haben wir heute die Möglichkeit günstigst Unmengen an Fotos zu machen, um alte Anlagen in Erinnerung zu behalten. Und wir haben die Freiheit, diese Fotos auch nie mehr anzusehen.

In dem Sinne wünsche ich viel Freude beim schönsten und vielfältigsten Hobby der Welt.

Diskussion

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Ursprünglich dachte ich, ich werde meine Module voll digital ausstatten. Auch die Weichenantriebe mit Servomotoren und allem Pi-Pa-Po. Inklusive selbst gebautem Gleisbildstellpult. Die Bauteile von Fichtelbahn nach den Standards von OpenDCC haben es mir angetan. Opensource... auch auf der Modellbahn. Ja, das ist genau meines.

In unserem Modellbahnverein Schmalspur Modulbaugruppe wird digital gefahren. Die Bahnhöfe jedoch kann jeder nach Belieben überwachen, betreiben wie er will. Und in meinem Verein bin ich dann auf die Idee gestoßen, dass – so wie im Vorbild – die Weichen ortsbedient werden könnten. Auf Schmalspurbahnen gibt es keine zentralen Stellwerke oder gar Gleisbildstellpulte. Auf meiner Steyrtalbahn schon gar nicht. Und auf gar keinen Fall gab es derartiges im Vorbildbahnhof Agonitz, der aktuell im Bau ist.

Der Bahnhof Agonitz war eine Zeit lang in der 3. Bauphase sogar Endpunkt der Steyrtalbahn, bis die Strecke dann bis Klaus an der Pyhrnbahn verlängert wurde. Ich habe bloß 2 Bilder aus der Zeit auftreiben können, als dieser Bahnhof tatsächlich noch ein Bahnhof war. Man erkennt die originalen Weichenantriebe mit Stellstange und Pedalverschluss. Die Rangiermannschaft musste also wirklich zur Weiche gehen und diese von Hand umstellen.

Da mein Modell ein zeitlicher Kompromiss ist (Epoche im Verein ist 1970er- 80er-Jahre) wo Agonitz all seiner Gleise, Weichen und Gebäude bereit beraubt wurde und eine breite Bundesstraße mitten übers Bahnhofsgelände gebaut wurde (auch interessant, es war dort die einzige Schrankenanlage der Steyrtalbahn in Betrieb), passt mein Bahnhof gar nicht dazu. Also habe ich mich entschlossen, das schönste aus allen Welten zu kombinieren. Die Weichen kriegen den auf der Steyrtalbahn üblichen Weichenstellbock “Zeltweg” mit Blechschildern statt Weichenlaternen. Ob es die hohen oder die niedrigen werden, hab ich mich noch nicht entschieden. Wahrscheinlich werde ich zwei so und die anderen beiden anders ausführen... Was dem Gebrauch auf der Steyrtalbahn durchaus nahe kommt. Übrigens, eine Weiche mit Pedalverschluss und Stellstange hat in der Heizhausanlage in Garsten bis zur Einstellung überlebt.

Inspirationsquellen

Für die Weichenantriebe selbst fand ich verschiedenste Ausführungen. Eine einfache Stange, welche mit einem Knopf hin und her geschoben wird und dessen Stellweg und Endlage durch einen Kippschalter festgelegt wird. Mit einer Lüsterklemme wird ein Stahldraht montiert, der dann die Stellschwelle bewegt.

Eine weitere Ausführung mit einer sehr aufwändigen Mechanik aus Holz fand ich bei den “Waldbahnern” aus Tschechien beim SMBG-Fahrbetrieb in Haag in Niederösterreich am Palmsonntagswochenende 2019.

Die schönste Lösung hat mir ein Kollege aus dem Verein verraten. Die [Site www.silva-nortica81.at] (https://web.archive.org/web/20200922213134/https://www.silva-nortica87.at/modellbahn/fr%C3%BChere-projekte/weichenmechanik/) ist leider nicht mehr online, sondern nur mehr über das Webarchiv erreichbar. Das dazugehörige Video gibt es noch.

Mit meinen bescheidenen technischen Mitteln (Akkuschrauber zum Bohren, kein Bohständer für präzise Löcher...) war an die Realisierung aber nicht zu denken. Erste Versuche mit Holzklötzchen scheiterten schon an geraden Bohrlöchern... Im Stummiforum sah ich im grandiosen und legendären Thread “Gleiswüste” die Videos des Users wolferl65 über die Bahnsteigdächer. Dort sah ich, wie einfach es eigentlich ist, mit einem Gaslökolben und ein paar kleinen Hilfsmitteln von Fohrmann wie der Lötplatte und den Löthaken, kleine Konstruktionen aus Messing zu bauen. Also kam ich auf die Idee, die Weichenmechanik von silva-nortica87 nachzubauen. Dazu musste ich aber erst lernen, wie man wirklich ordentlich lötet. Anfangs viel zu heiß perlte das Lötzinn von den deutlich zu groben Bauteilen einfach ab, ohne sich zu verbinden. Endlich hatte ich eine erste Variante ähnlich wie die von silva-nortica87.at fertig und stellte sie voll Stolz im Stummiforum ein. Es funktionierte!!!

Da ich einfach nicht zufrieden war, wie ich die ganze Umlenkmechanik an den Schwingel anschließen sollte, und mich nix recht befriedigte, blieb es bei diesem Versuch. Ein User im Stummiforum meinte noch, er würde es auch nachbauen, aber mit “weniger Bauteilen”... Das brachte mein Konzept schließlich zu Fall und ich überdachte es noch einmal... mit /weniger Bauteilen/ und wurde fündig.

Ich konnte meine bereits aufwändig gelöteten und störungsanfälligen sowie auf unpräzisen Einbau anfälligen Messingkonstruktionen mit einem kleinen Umbau weiterverwenden und es entstand die deutlich freundlichere und stabilere Version 2

Im Video sieht man den linken Antrieb in Version 1 und in Aktion den rechten in Version 2

Die Konstruktion ist teilweise recht schwierig zu löten. Vor allem rechte Winkel zu schaffen, wenn ein Messingrohr auf einem Messingwinkel einfach nur aufliegt. Die kleinen “Wurmfortsätze” beim Bleigewicht scheinen mir auch unzulässige Drehmomente zu erzeugen, und überhaupt schaut es noch /patschert/ aus. Aber auch die einfachere Version funktioniert. Und sie funktioniert deutlich tadelloser als Variante 1.

Als Weiterentwicklung von Version 2 entstand nun Version 3. Noch weniger Bauteile, einfachst zu Löten, schön zu montieren, justierbar in der Höhe, zerlegbar, wartbar, reparierbar... eine einzige Lötstelle muss präzise im rechten Winkel ausgeführt werden und es sind in Summe nur mehr 4 (ok, gut, es sind 5, wenn man das Gewicht noch mitrechnet) Lötstellen, dafür mehr “Stellringe”, die es um kaum ein Geld bei Lindinger zu kaufen gibt. Ich benötige zusätzlich noch zwei verschiedene Messingrohre mit unterschiedlichem Durchmesser, ein L-Winkelprofil und ein I-Profil.

Bastlerherz, was willst du mehr?

Und nun das Video zur finalen Version 3

Ein ausführlicher Baubericht mit Kommentarfunktion ist auf meinem Lemmy zu finden. Das Update mit der Variante 3 ist in diesem Kommentar zu finden.